Feierliche Eröffnung und Rahmenprogramm
Feierliche Eröffnung
Sonntag, 8 September 16:00 - 18:30 Uhr
Eröffnung des 14. Internationalen Kant-Kongresses in Bonn und Verleihung des Internationalen Kant-Preises der Kant-Gesellschaft. Konzert des Ensemble Musikfabrik mit einem Werk von Vassos Nicolaou.
Eröffnet wird der Kongress mit der Verleihung des Internationalen Kant-Preises der Kant-Gesellschaft (finanziert durch die Fritz Thyssen Stiftung) sowie des Nachwuchspreises. Neben Laudationes und Grußworten aus Politik und Wissenschaft wird zur Feier der Preisträgerinnen und Preisträger sowie anlässlich des 300. Geburtstags Kants die Uraufführung eines Werks von Vassos Nicolaou stattfinden. Nicolaou plant, „die Beziehungen zwischen den musikalischen Materialien durch die 12 Kantischen Kategorien zu gestalten“, indem sie als Muster musikalischer Parameter fungieren. Eine derart intensive Auseinandersetzung der Kompositionspraxis mit der Kantischen Philosophie ist ein Novum in der musikalischen Rezeption Kants. Das Sextett „Hommage an Immanuel Kant“ wird vom renommierten Ensemble Musikfabrik uraufgeführt.
Vassos Nicolaou ist Preisträger der Giga-Hertz-, Tremplin- und Bernd-Alois-Zimmermann-Kompositionspreise. Er war u.a. Stipendiat der Villa Massimo in Rom 2015 und der Civitella Raniera Foundation – New York/Italien 2021. Zusammenarbeit u.a. mit Ensemble Modern, Ensemble intercontemporain, Ensemble Musikfabrik, London Sinfonietta. Solo-Werke für Pierre-Laurent Aimard, Tamara Stefanovich, Saar Berger, Christine Chapman u.a.
Das in Köln beheimatete Ensemble Musikfabrik zählt seit 1990 zu den führenden Klangkörpern der zeitgenössischen Musik und ist ein weltweit gefragter Partner bedeutender Dirigentinnen und Komponisten. Die Auseinandersetzung mit experimentellen Ausdrucksmöglichkeiten im Musik- und Performance-Bereich ist den Musikerinnen und Musikern ein zentrales Anliegen.
Aula im Hauptgebäude der Universität Bonn
Am Hof 1
53223 Bonn
Rahmenprogramm
Montag, 9. September
16.00 Uhr
Originalität und Imitation. Kant und die Frage nach der Mensch-Maschine-Interaktion in der Kunst
Musik: Nicola Hein. Vortrag von Kevin Licht.
Kunstmuseum Bonn
Helmut-Kohl-Allee 2
53113 Bonn
Nicola Hein führt sein Projekt Tertiary Protensions auf. Dabei handelt es sich um ein Solo-Format für Gitarre und Software-Agent, der in Echtzeit das Spiel des Künstlers verarbeitet, adaptiert sowie auf es reagiert und dadurch selbstständig die Performance mitgestaltet. Die Software lernt dabei nicht nur Details, sondern auch größere Sinneinheiten, wie Gesten und Idiome des Mitspielers, sodass es zu einer offenen Interaktion zwischen Künstler und Software kommt. Neben den musikalischen Aktionen steht insbesondere auch das passive Moment der Software im Fokus – das ‚cybernetic listening‘.
Eingeführt wird der Abend mit einem Vortrag von Kevin Licht, der die Möglichkeiten der künstlerischen Interaktion von Menschen und KI-Systemen mit Kant befragt: Können Kants Kategorien der Originalität und Imitation auf die künstlerische Interaktion von Mensch und Maschine fruchtbar angewendet werden? Imitiert oder simuliert künstliche Intelligenz menschliche Originalität? Ist künstliche Intelligenz Instrument oder Miturheber der Kunst?
Nicola L. Hein ist Klangkünstler, Gitarrist, Komponist und forscht im Bereich musikalischer Ästhetik und Kybernetik. Er ist Professor für Digitale Kreation an der Musikhochschule Lübeck. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und weiteren Institutionen hat er seine Arbeiten in mehr als 30 Ländern in Nordamerika, Südamerika, Afrika, Asien und Europa präsentiert. Seine künstlerische Arbeit ist auf mehr als 30 CD-, Kassetten- und Vinylproduktionen internationaler Labels publiziert, wie etwa bei Clean Feed. Er ist Träger zahlreicher Preise und Stipendien.
Montag, 9. September
19.30 Uhr
Kant und die zeitgenössische Musik.
Gesprächskonzert mit Werken von Carlie Schoones und Michael Bastian Weiß. Vortrag von Larissa Berger.
Beethoven-Haus
Kammermusiksaal
Bonngasse 24
53111 Bonn
An diesem Abend werden zwei Uraufführungen von Kompositionen zu hören sein, die sich explizit mit der Philosophie Kants beschäftigen. In Kooperation mit dem Studio für elektronische Musik der HfMT Köln stellen wir ein Werk der Nachwuchskomponistin Carlie Schoones vor, das vom Ensemble des Studios uraufgeführt wird. Zudem wird der international tätige Pianist Amadeus Wiesensee ein Werk des Philosophen und Komponisten Michael Bastian Weiß uraufführen, der das Kantjahr bereits mit Liedvertonungen zu Kants Opus postumum und Lichtenbergs Sudelbüchern eingeläutet hat.
Eingeführt wird der Abend mit einem Vortrag von Larissa Berger, der die Schnittstelle von Musik und Philosophie aus Kantischer Perspektive einordnet. In einem anschließenden Podiumsgespräch werden die Potentiale einer solchen künstlerischen Aufnahme der Philosophie Kants diskutiert: Wie kann man sich kompositionspraktisch an Kants Philosophie annähern? Welche Impulse setzt Kant für die (Neue) Musik?
Carlie Schoonees studiert Komposition an der HfMT Köln und präsentierte bereits Werke auf dem Acht Brücken Festival in Köln und arbeitete mit dem renommierten Ensemble Musikfabrik.
Amadeus Wiesensee ist als Pianist Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Preise. 2021 wurde er vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mit dem Kunstförderpreis in der Kategorie Musik ausgezeichnet. 2015 hat er zudem ein Philosophiestudium an der Hochschule für Philosophie in München abgeschlossen und ist regelmäßig an der Universität Heidelberg als Referent und Pianist im Rahmen der Heidelberger Vorträge zur Kulturtheorie zu Gast.
Michael Bastian Weiß ist Privatdozent für Philosophie an der LMU München und Lehrbeauftragter für Poetik und Ästhetik an der Hochschule für Musik und Theater München. Als Komponist schreibt er Werke für Orchester, Kammerbesetzungen sowie für das Musiktheater und erhielt unter anderem Kompositionsaufträge von der Ernst von Siemens Musikstiftung oder der Stiftung les muséiques Basel.
Dienstag, 10. September
19.30 Uhr
Beethoven und Kant. Musik – Ästhetik – Philosophie
Musik: Andrea Wiesli. Vortrag von Hans-Joachim Hinrichsen
Beethoven-Haus
Kammermusiksaal
Bonngasse 24
53111 Bonn
Ludwig van Beethoven war Zeitgenosse der großen geistigen und gesellschaftlichen Umwälzungen des späten 18. Jahrhunderts. In seine Jugend fällt der Aufstieg der kritischen Philosophie Immanuel Kants, die sein Selbstverständnis kaum weniger als die Ästhetik Schillers oder die Dichtung Goethes geprägt hat. Wie sich diese ideelle Zeitgenossenschaft in seiner Musik niederschlägt, lässt sich durch sein ganzes Leben und Schaffen in bemerkenswerter Konstanz, aber auch über signifikante Wandlungen hinweg verfolgen.
Der Vortrag von Hans-Joachim Hinrichsen wird solche Einflüsse und Prägungen exemplarisch zu beleuchten und musikalisch zu demonstrieren versuchen – insbesondere anhand von Beethovens Klaviersonate pathétique, op. 13, die von Andrea Wiesli aufgeführt wird.
Andrea Wiesli ist Pianistin und Musikwissenschaftlerin. Andrea Wiesli studierte bei Yukio Oya (München), Galina Vracheva und Konstantin Scherbakov an der Musikhochschule Zürich. Weiterführende Impulse gaben ihr Meisterkurse bei Rudolf Buchbinder, Paul Badura-Skoda, Robert Levin und Christian Favre.
Donnerstag, 12. September
17.30 Uhr
Paul Natorp als Musiker und Komponist. Ein Gedenk-konzert aus Anlass des 100. Todestages von Paul Natorp
Musik: Noé Natorp und Jean-Baptiste Doulcet. Vortrag von Jürgen Stolzenberg
Beethoven-Haus
Kammermusiksaal
Bonngasse 24
53111 Bonn
Am 17. August 1924 ist Paul Natorp, mit Hermann Cohen Begründer des Marburger Neukantianismus, verstorben. Wenig bekannt ist, dass Paul Natorp auch als Komponist tätig war. In Kooperation mit dem Beethoven-Haus Bonn findet aus Anlass des 100. Todestages von Paul Natorp ein Gedenkkonzert mit Werken von Paul Natorp und Johannes Brahms statt. Prof. Jürgen Stolzenberg wird in das musikalische Schaffen Natorps einführen und über zwei unbekannte Briefe von Natorp und Brahms berichten. Im Anschluss werden der Ururenkel Paul Natorps, der Cellist Noé Natorp, und der Pianist Jean-Baptiste Doulcet Paul Natorps Sonate für Violoncello und Klavier (1917) und die Cello-Sonate in e-Moll, op. 38 von Johannes Brahms aufführen.
Noé Natorp ist Solo-Cellist des Orchestre des Pays de Savoie und wurde zu zahlreichen Solokonzerten mit renommierten Orchestern eingeladen (u.a. Berliner Philharmoniker und Orchestre National de Bourdeaux). Mit dem Trio Fauré gewann Natorp den 1. Preis des internationalen Wettbewerbs Giorgio Cambissa; im Duo mit Jean-Baptiste Doulcet gewann er den 2. Preis des Kammermusikwettbewerbs der Fédération Nationale des Associations de Parents d’Élèves de Conservatoires et écoles de musique, de danse et de théâtre.
Jean-Baptiste Doulcet ist ein international aktiver Pianist und Träger zahlreicher Preise (4. Platz Long-Thibaud Wettbewerb, 2. Platz der 8. Piano Nordic Competition, Modern Times Preis Clara-Haskil-Wettbewerb), der auch als Komponist von über 20 Werken für Solobesetzung, Kammermusik und größere Besetzungen hervorgetreten ist.
Freitag, 13. September
17.00 Uhr
Beethoven und Kant: Revolutionäre der Denkart (Podiumsdiskussion)
In Kooperation mit dem Beethovenfest
Kreuzkirche, Krypta
An der Evangelischen Kirche
53113 Bonn
2024 ist nicht nur der 300. Geburtstag Immanuel Kants, sondern auch das 200. Jubiläum der neunten Sinfonie Ludwig van Beethovens. Zusammen mit dem Beethovenfest Bonn, das in diesem Jahr als ein „Musikfest der Demokratie“ auch das Grundgesetz feiert, laden wir zu einer Podiumsdiskussion über die Zeitgenossenschaft beider Figuren ein.
Mehrere hochkarätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ein Künstler diskutieren, welchen Einfluss Kants radikal neues Denken auf Beethoven hatte: auf seine Weltanschauung und – vor allem – auf seine Musik. Wie hat Beethoven die Themen seiner Zeit rezipiert und sich zu eigen gemacht? Ist es möglich, die Idee von Freiheit als moralischer Selbstbestimmung – eine der zentralen Grundlagen im Denken Kants – auch in Beethovens Werken tönend wiederzuerkennen, als »Musik für eine neue Zeit« (Hinrichsen)? Bei aller Eingebundenheit in das herrschende feudale System haben sowohl Kants Philosophie als auch Beethovens Musik die Autonomie und Würde des einzelnen Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Wurde damit auch die Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Demokratie geschaffen?
Christoph Horn (Philosophisches Institut, Universität Bonn)
Tim Kunze (Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg)
Julia Ronge (Beethoven-Haus Bonn)
Amadeus Wiesensee (Pianist)
Moderation: Hans-Joachim Hinrichsen (Musikwissenschaftliches Institut, Universität Zürich)